Das ehemalige Zwangsarbeiter_innenlager für Kriegsrüstung in Neukölln ist eines von vielen Lagern, die es zwischen 1939 und 1945 in Berlin und Brandenburg gegeben hat, in denen Zwangsarbeiter_innen untergebracht gewesen sind und gezwungen wurden, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten. Das Lager in der ehemaligen Braunauer Straße (heute Sonnenallee) gehörte zum Konzentrationslager Sachsenhausen. Dort waren vor allem Frauen untergebracht, die in den Werken der National Krupp Registrierkassen GmbH arbeiten mussten.₁ Mit Kriegsbeginn stellte das Unternehmen von der Produktion der Registrierkassen auf die Waffenproduktion um.₂ 1942 wurde ein Barackenlager errichtet, in dem vorrangig jüdisch-polnische Zwangsarbeiter_innen untergebracht wurden, da es aufgrund des Krieges zu wenig Arbeitskräfte gab.₃ Der Arbeitsplatz der Frauen, in der Fabrik in der Thiemannstraße befand sich in der unmittelbaren Nachbarschaft. Hier wurden Zünder, Uhren für Zünder, Maschinenpistolen und Flugzeugteile gefertigt.₄
 
Es gab bereits Kontroversen über den Ort. Nach 1947 wurde die Kleingartenanlage National Registrierkassen NCR e. V. und der Sportplatz Herzbergplatz auf dem Gelände errichtet, ohne auf die Geschichte des Ortes aufmerksam zu machen. Dies änderte sich erst mit der Ausschreibung für ein Mahnmal in den 1980er Jahren. 1994 wurde dann die Lichtinstallation des Künstlers Norbert Radermacher auf dem ehemaligen Lagergelände umgesetzt.₅ Dennoch wird das fehlende Gedenken weiterhin kritisiert und das ehemalige Zwangsarbeiter_innenlager lässt sich am treffendsten als einen vergessenen Ort bezeichnen.₆
 
Adresse: Sonnenallee 181-189, 12059 Berlin